Prävention, Sucht & Aufklärung

Tritt mit uns in Kontakt zum Thema Prävention und Sucht

Du hast Fragen an unsere Präventionsbeauftragten? Kein Problem! Schreib uns eine Mail mit deinem Anliegen und wir melden uns bei dir!

Einfach per E-Mail an: praevention@csc-sha-hok.de oder über unser Kontaktformular.

Cannabis

Die Cannabis-Pflanze: Eine Kultur mit vielfältigen Anwendungen

Cannabis ist eine Pflanze mit einer reichen Geschichte, die seit Jahrtausenden von Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird. Von medizinischen Anwendungen bis hin zu industriellen Zwecken hat Cannabis eine bemerkenswerte Vielseitigkeit, die es zu einem faszinierenden Gegenstand der Erforschung und Diskussion macht.

Herkunft und Geschichte

Die Geschichte der Cannabis-Pflanze reicht bis zu den frühesten menschlichen Zivilisationen zurück. Ursprünglich in Zentralasien beheimatet, findet man Cannabis heute in vielen Teilen der Welt, von den Bergen des Himalaya bis zu den sonnenverwöhnten Feldern Kaliforniens.

Archäologische Beweise deuten darauf hin, dass Cannabis bereits vor Tausenden von Jahren von verschiedenen Kulturen genutzt wurde. In alten Zivilisationen wie der chinesischen, indischen, ägyptischen und griechischen spielte Cannabis eine Rolle in religiösen Zeremonien, medizinischen Behandlungen und sogar im täglichen Leben.

Gattung und Arten

Cannabis gehört zur Gattung der Hanfgewächse (Cannabaceae; eine zweihäusige Pflanze wie z.B. auch Hopfen) und umfasst drei Hauptarten: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis. Jede dieser Arten hat ihre eigenen charakteristischen Merkmale und wird für verschiedene Zwecke genutzt.

Cannabis sativa: Diese Art ist bekannt für ihre Höhe und schlanke Erscheinung. Sativa-Pflanzen haben in der Regel eine belebende und euphorisierende Wirkung und werden oft für ihre psychoaktiven Eigenschaften geschätzt. Sie sind auch für ihren hohen Gehalt an Cannabidiol (CBD) bekannt, einer nicht psychoaktiven Verbindung mit verschiedenen medizinischen Anwendungen.

Cannabis indica: Im Gegensatz zu Sativa ist Indica in der Regel kürzer und buschiger. Indica-Pflanzen werden oft für ihre beruhigende und entspannende Wirkung geschätzt und sind bei Menschen mit Schlafstörungen oder chronischen Schmerzen beliebt.

Cannabis ruderalis: Diese Art ist im Vergleich zu Sativa und Indica weniger bekannt und wird oft als “Wildform” von Cannabis betrachtet. Ruderalis-Pflanzen sind in der Regel klein und robust und werden aufgrund ihres niedrigen THC-Gehalts weniger für den Rauschmittelgebrauch, sondern eher für Zuchtexperimente genutzt.

Verwendung von Cannabis

Die Verwendung von Cannabis ist äußerst vielfältig und reicht von medizinischen und therapeutischen Anwendungen bis hin zur Herstellung von Textilien, Lebensmitteln, Baumaterialien und sogar Biokraftstoffen.

Medizinische Anwendungen: Cannabis hat eine lange Geschichte als Medizin und wird heute zur Linderung von Symptomen verschiedener Krankheiten eingesetzt, darunter chronische Schmerzen, Übelkeit, Epilepsie, Multiple Sklerose und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Die Verwendung von Cannabis in der Medizin wird kontinuierlich erforscht, und neue Erkenntnisse über seine potenziellen Vorteile werden ständig gewonnen.

Freizeitgebrauch: Ein Teil der Verwendung von Cannabis ist nicht medizinischer Natur und bezieht sich auf den Freizeitkonsum zur Entspannung oder zur Steigerung des Wohlbefindens. Dieser Aspekt der Nutzung hat in vielen Teilen der Welt zu kontroversen Diskussionen geführt, da die gesetzlichen Bestimmungen und die öffentliche Meinung in Bezug auf den Freizeitgebrauch von Cannabis stark variieren.

Industrielle Anwendungen: Die Fasern des Hanfs werden seit Jahrhunderten für die Herstellung von Textilien, Seilen, Papier und anderen Materialien genutzt. Hanfsamen sind eine reiche Quelle von Nahrungsmitteln und können zu Ölen, Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet werden. Darüber hinaus hat Cannabis das Potenzial, eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Materialien wie Kunststoffen und Baumwolle zu sein.

Ein weiterer Aspekt, der in Diskussionen über die Anwendung von Cannabis oft übersehen wird, ist sein Potenzial im Rahmen der Permakultur. Sepp Holzer, ein bekannter Permakultur-Experte, hat die Bedeutung von Cannabis als vielseitige Pflanze für die Regeneration von Ökosystemen betont.

Holzer betont, dass Cannabis nicht nur als Nutzpflanze betrachtet werden sollte, sondern auch als eine Pflanze, die zur Verbesserung der Bodengesundheit beiträgt und die Artenvielfalt fördert. Durch seine tiefgreifenden Wurzeln hilft Cannabis, den Boden zu belüften und zu lockern, was zur besseren Wasserspeicherung und Nährstoffaufnahme beiträgt.

Darüber hinaus weist Holzer darauf hin, dass Cannabis eine ausgezeichnete Begleitpflanze in Mischkulturen ist, da es Schädlinge abwehren kann und gleichzeitig nützliche Insekten anzieht. Seine Erfahrungen zeigen, dass der Anbau von Cannabis in Verbindung mit anderen Pflanzen dazu beiträgt, ein ausgewogenes Ökosystem zu schaffen, das die Notwendigkeit chemischer Pestizide und Düngemittel reduziert.

Durch die Integration von Cannabis in Permakultur-Designs können Landwirte und Gärtner nicht nur eine nachhaltige Ernte erzielen, sondern auch zur Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme beitragen. Holzers Arbeit hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für die ökologischen Vorteile von Cannabis zu schärfen und seine Rolle als wichtige Komponente in der Gestaltung regenerativer Landwirtschaftssysteme hervorzuheben.

Die Perspektive von Sepp Holzer zeigt, wie Cannabis nicht nur als eine Kultur mit vielfältigen Anwendungen, sondern auch als eine Pflanze betrachtet werden kann, die positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Landwirtschaft haben kann, insbesondere im Kontext der Permakultur.

Insgesamt ist die Cannabis-Pflanze ein faszinierendes und vielseitiges Gewächs, das eine wichtige Rolle in verschiedenen Aspekten des menschlichen Lebens spielt. Während die Diskussionen über ihre Verwendung und der Rahmen ihrer Legalisierung weitergehen, bleibt Cannabis ein Thema von großem Interesse für Wissenschaftler, Politiker und die Gesellschaft.

Cannabinoide und Terpene:

Cannabis ist nicht nur für seine Cannabinoide wie THC und CBD bekannt, sondern auch für seine reiche Vielfalt an Terpenen, aromatischen Verbindungen, die nicht nur für den charakteristischen Geruch und Geschmack der Pflanze verantwortlich sind, sondern auch eine Vielzahl von potenziellen gesundheitlichen Vorteilen bieten können.

Das Endocannabinoid-System

Der Mensch aber auch Wirbeltiere wie Säugetiere und Vögel haben ihr eigenes Endocannabinoid-System, welches die körpereigenen endogenen Cannabinoide bildet (von Griechisch endo=innen)

Dieses biologische System besteht aus Cannabinoidrezeptoren, Endocannabinoiden (körpereigenen Cannabinoiden) und Enzymen, die an ihrer Synthese und Zersetzung beteiligt sind. Das ECS spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation einer Vielzahl von physiologischen Prozessen, darunter Stimmung, Schmerzwahrnehmung, Appetit, Immunfunktion und Entzündungsreaktionen.

Terpene im Cannabis

Cannabis enthält eine beeindruckende Vielfalt an Terpenen, von denen viele auch in anderen Pflanzenarten vorkommen. Diese Terpene verleihen verschiedenen Cannabis-Sorten ihre charakteristischen Aromen und Geschmacksrichtungen. Darüber hinaus können Terpene mit den Cannabinoiden interagieren und das sogenannte “Entourage-Effekt” erzeugen, bei dem die Kombination von Cannabinoiden und Terpenen synergistische Effekte auf die Gesundheit haben kann.

Einige der häufigsten Terpene, die in Cannabis gefunden werden, sind:

Myrcen: Dieses Terpen hat ein erdiges und würziges Aroma und ist auch in Mangos und Hopfen enthalten. Myrcen wird oft mit entspannenden und sedierenden Eigenschaften in Verbindung gebracht und kann die Aufnahme von Cannabinoiden im Gehirn erleichtern.

Limonen: Limonen verleiht Cannabis einen zitrusartigen Duft und wird auch in Zitrusfrüchten wie Zitronen und Orangen gefunden. Es wird angenommen, dass Limonen stimmungsaufhellende und stressreduzierende Eigenschaften hat und möglicherweise entzündungshemmend wirkt.

Beta-Caryophyllen: Dieses Terpen hat ein pfeffriges und würziges Aroma und ist auch in Gewürzen wie schwarzem Pfeffer und Nelken enthalten. Beta-Caryophyllen interagiert mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System und kann entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen haben.

Linalool: Linalool verleiht Cannabis einen blumigen und lavendelartigen Duft und wird auch in Lavendel gefunden. Es wird angenommen, dass Linalool beruhigende und angstlösende Eigenschaften hat und bei der Linderung von Schlaflosigkeit und Stress helfen kann.

Die Verbindung zwischen Terpenen und dem menschlichen Endocannabinoid-System ist ein aufregendes Forschungsgebiet, das weiter untersucht wird. Durch ein besseres Verständnis dieser Verbindungen können wir möglicherweise neue Wege zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens finden, sowohl durch die Nutzung von Cannabis als auch durch andere Pflanzen mit ähnlichen Terpenprofilen.

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die von der Cannabis-Pflanze produziert werden und eine Vielzahl von Wirkungen im menschlichen Körper haben können. CBD (Cannabidiol), CBC (Cannabichromen), CBG (Cannabigerol) und andere Cannabinoide interagieren mit dem Endocannabinoid-System des Körpers.

CBD (Cannabidiol):

CBD ist eines der bekanntesten und am besten erforschten Cannabinoide. Es hat keine psychoaktive Wirkung, was bedeutet, dass es keine “High”-Effekte verursacht, wie sie mit THC verbunden sind.

CBD interagiert mit verschiedenen Rezeptoren im Endocannabinoid-System, insbesondere mit dem CB1- und CB2-Rezeptor. Es wird angenommen, dass CBD eine Vielzahl von potenziellen gesundheitlichen Vorteilen hat, darunter entzündungshemmende, angstlösende, schmerzlindernde und neuroprotektive Eigenschaften.

CBD wird typischerweise aus Hanfpflanzen extrahiert, insbesondere aus Sorten mit hohem CBD-Gehalt. Die Extraktion erfolgt häufig mit Hilfe von Lösungsmitteln wie Ethanol oder CO2.

CBC (Cannabichromen):

CBC ist ein weiteres Cannabinoid, das in Cannabis vorkommt. Es interagiert hauptsächlich mit dem Vanilloid-Rezeptor 1 (TRPV1) und dem transienten Rezeptorpotential-Ankyrin-1 (TRPA1), die beide eine Rolle bei der Schmerzwahrnehmung spielen.

Forschungen deuten darauf hin, dass CBC entzündungshemmende, schmerzlindernde und neuroprotektive Eigenschaften haben könnte. Es kann auch bei der Förderung der Neurogenese, dem Wachstum und der Entwicklung von Nervenzellen, helfen.

CBC wird aus Cannabisextrakten gewonnen, ähnlich wie CBD. Es kann als Teil eines breiteren Spektrums von Cannabinoiden in Produkten wie Vollspektrum-CBD-Ölen oder -Tinkturen enthalten sein.

CBG (Cannabigerol):

CBG ist ein Vorläufer von CBD und THC, was bedeutet, dass es in der Cannabis-Pflanze oft in geringeren Mengen vorhanden ist, da es sich im Laufe der Pflanzenentwicklung in andere Cannabinoide umwandelt.

Es wird angenommen, dass CBG verschiedene pharmakologische Wirkungen hat, einschließlich entzündungshemmender, antioxidativer und antibakterieller Eigenschaften. Es kann auch das Wachstum von Nervenzellen stimulieren und das Wachstum von Tumorzellen hemmen.

CBG wird aus Hanfpflanzenextrakten oder aus speziell gezüchteten CBG-reichen Cannabisstämmen gewonnen. Die Extraktion erfolgt ähnlich wie bei CBD, entweder mit Lösungsmitteln oder über CO2-Extraktionstechniken.

Andere Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol), CBN (Cannabinol) und THCV (Tetrahydrocannabivarin) haben ebenfalls einzigartige Wirkungen und können aus Cannabisextrakten gewonnen werden. Die Wahl der Extraktionsmethode und die Reinheit des Endprodukts sind wichtige Faktoren, um sicherzustellen, dass die gewünschten Cannabinoide in konzentrierter Form und ohne Verunreinigungen vorliegen.

Lektüre / Quellen:

Endocannabinoid-System (ECS):

Di Marzo V, Piscitelli F. The Endocannabinoid System and its Modulation by Phytocannabinoids. Neurotherapeutics. 2015;12(4):692-698. doi:10.1007/s13311-015-0374-6

Pertwee RG. Endocannabinoids and Their Pharmacological Actions. Handb Exp Pharmacol. 2015;231:1-37. doi:10.1007/978-3-319-20825-1_1

Terpene und Cannabinoide:

Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol. 2011;163(7):1344-1364. doi:10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x

McPartland JM, Russo EB. Cannabis and Cannabis Extracts: Greater Than the Sum of Their Parts? J Cannabis Ther. 2001;1(3-4):103-132. doi:10.1300/J175v01n03_08

Cannabis-Kultur und Anwendungen:

Booth M. Cannabis: A History. Picador; 2004.

Clarke RC, Merlin MD. Cannabis: Evolution and Ethnobotany. University of California Press; 2013.

Grotenhermen F, Russo E, eds. Cannabis and Cannabinoids: Pharmacology, Toxicology, and Therapeutic Potential. Routledge; 2002.